Tel.: 0221 16421278 • E-Mail

   

 
 
 Sie sind hier: Erzbistum Köln    >    Internationale Katholische Seelsorge    Aktuelles        
 

 

 

Heiliger Chavara: Ein Prophet des Ostens

1831, vor 183 Jahren, trat ein Prophet des Ostens, ein Diözesanpriester Kuriakose Elias Chavara, in Kerala/ Indien, auf. Das war der Beginn eines großen Aufbruchs in der Kirche in Indien. Es gab keine großen Gespräche in der Welt über diesen Aufbruch. Zusammen mit zwei anderen älteren Priestern, Thomas Palackal und Thomas Porukkara, gründete er die erste einheimische Ordensgemeinschaft Indiens, den Indischen Karmeliterorden - Carmelites of Mary Immaculate (CMI). Papst Johannes Paul II. hat bei seinem ersten Besuch in Indien 1986, Pater Elias Chavara als den ersten einheimischen Inder zusammen mit Schwester Alfonsa, einer Franziskanerklarissin, seliggesprochen. 2008 wurde Schwester Alfonsa heiliggesprochen.

Es ist eine große Freude für unsere Ordensgemeinschaft, für die Kirche in Indien und für die Weltkirche, dass unser Ordensmitgründer Pater Kuriakose Elias Chavara am 23. November 2014 vom Papst Franziskus heilig gesprochen wird. Mit ihm wird eine Ordensmitschwester, Schwester Euphrasia C.M.C., heilig gesprochen.

Kuriakos Chavara wurde am 10. Februar 1805 in Chennankary in Kerala, Indien, geboren. Am 29. November 1829 wurde er zum Priester geweiht. Zu den Verdiensten von Pater Chavara können viele Ereignisse in der Kirchengeschichte von Kerala gezählt werden: Er gründete am 11. Mai 1831 in Mannanam, Kerala, mit Pater Thomas Porukara, Thomas Palackal und Bruder Jacob Kanianthara die C.M.I. Ordensgemeinschaft, die erste indische Ordensgemeinschaft überhaupt.

Im Jahre 1866 gründete er in Zusammenarbeit mit Pater Leopold Beccaro O.C.D. die Gemeinschaft für Frauen, die „Ordensgemeinschaft der Mutter vom Carmel“ - Congregation of the Mother of Carmel (C.M.C.). Schwester Euphrasia, gehörte zu dieser Ordensgemeinschaft. Pater Chavara starb am 3. Januar 1871.

Chavara: Ein Prophet unserer Zeit
Père Teilhard de Chardin, ein Wissenschaftler und Theologe, wurde fast als Ketzer betrachtet, als er in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte. Aber während des II. Vatikanischen Konzils übten seine theologischen Einsichten großen Einfluss auf die katholische Theologie so sehr aus, dass in der Pastoralkonstitution über die Kirche in der modernen Welt (G S) eine Menge Inspiration und Orientierung des theologischen und kosmischen Denkens dieses großen Theologen angenommen wurde.

Das gleiche gilt auch für Chavara, wenn wir heute mit Ehre und Bewunderung, mehr als ein Jahrhundert nach seinem Tod, auf ihn schauen. Die Kirche in Indien, besonders in Kerala, war sehr langsam in der Wertschätzung seiner Persönlichkeit sowie der vielen Beiträge, die er schuf.

Erzbischof Kuriakose Kunnacherry von Kottayam bei Mannanam hat am 3. Januar 2004 Kuriakose Elias Chavara mit dem Hl. Benedikt aus dem 5. Jahrhundert, dem Vater des europäischen Mönchtums verglichen. Es war in Anlehnung an die Regel des Benediktiner-Klosters auf dem Monte Casino, dass alle europäischen religiösen Institute, kontemplative und aktive, von Männern und Frauen, ihren Ursprung haben. Dasselbe gilt für den Karmeliter-Orden in Kerala und seine Aktivitäten, die Chavara in Zusammenarbeit mit Palackal und Porukara, mit Erlaubnis der lateinischen Bischöfe der Zeit gründete, weil in dieser Zeit die Syro-Malabarischen Katholiken keinen eigenen Bischof oder keine eigene Diözese hatten. Es wurde die Grundlage für die Gründung von vielen religiösen Instituten für Männer und Frauen in Indien. Daher benannte der Erzbischof Kunnacherry den Hl. Chavara „Benedikt Indiens" und Mannanam "Monte Casino Indiens". Die Kirche in Kerala, eine Kirche des apostolischen Ursprungs, musste in Folge der mangelnden Führung leider bis zum 19. Jahrhundert warten, ihr geistiges Defizit zu erkennen. All das schulden wir dem Hl. Kuriakose Elias Chavara.

1) Ein erstes Merkmal war: Wie alle echten Propheten des Alten Testaments hatte Chavara eine tiefe Vertrautheit mit Gott, er blieb immer auf der Seite Gottes und bewertete die Dinge aus einer Gott-Perspektive. Die Propheten lebten immer in einem göttlichen Milieu. Diese göttliche Intimität der Propheten war oft in ihren Namen angedeutet: Elijah bedeutet "Jahwe ist El ". Der Taufname Chavaras war Kuriakos, und in Griechisch bedeutet es "einer, der dem Herrn gehört“. Er war derjenige, der sich ganz auf den Herrn bezog, so sehr, dass er auf dem Sterbebett bezeugen konnte, dass er seine Taufgnade nie verlor. Seine Zugehörigkeit zum Herrn veranlasste ihn, hart zu arbeiten für Christus und seine Kirche.
2) Seine Sensibilität zur aktuellen Geschichte: Er wusste, dass die Kirche in Kerala authentische apostolische Tradition und einen echten spirituellen Reichtum hatte. Dieser wurde durch die historischen Ereignisse des 16. Jahrhunderts verschwommen und verwirrt mit der Ankunft der portugiesischen Kolonialmächte. Für die Kirche in Kerala bestand die Notwendigkeit einer radikalen Erneuerung und Revitalisierung. Chavara nahm die Herausforderung an. Die große prophetische Rolle Chavaras war mehr als alles andere sein Kampf gegen das Rochosian-Schisma in 1861. Chavara bewies seinen wahren Eifer für die Kirche, obwohl er voll bewusst von der Notwendigkeit der Erhaltung der Identität der St. Thomas- Christen und ihres geliebten orientalischen Ritus war. Für den Bischof war der eigene Ritus das Ideal. Er hatte mehr Sorgen um die Reinhaltung der Einheit der Kirche unter dem Papst statt dem Nervenkitzel und der Begeisterung zu verfallen, die in Kerala durch die Ankunft von Bischof Thomas Rockhos entstand. Das war vergleichbar wie der Kampf des Propheten Elias gegen die Kanaaniter-Propheten. Chavara legte mehr Wert auf die Einheit der Kirche und war bereit, sich lieben und engen Interessen zum Wohle der universalen Kirche unterzuordnen und wurde dadurch zum großen Vorbild für alle Christen aller Zeiten.

3) Das dritte Merkmal des Propheten war das Engagement, das Schicksal der Menschen zu optimieren. Die Propheten waren nicht nur geistliche Führer des Volkes im engeren Sinne des Wortes, sie waren auch mit jedem betroffenen Aspekt des Lebens der Menschen befasst. Einige seiner Initiativen waren: Er kämpfte gegen das Kastensystem, er eröffnete Schulen, soziale Einrichtungen für Waisen, die erste katholische Druckerei, und 1866 gründete er den ersten Orden für die Frauen (CMC).

Eine Präsentation der prophetischen Persönlichkeit Chavaras wäre ohne einen Blick auf seine zahlreichen Schriften nicht vollständig. Es ist fast verwunderlich, dass Chavara, der Gründer der beiden religiösen Gemeinschaften, Generalvikar der Syro-Malabar-Kirche für 10 Jahre, im Kampf gegen die verschiedenen Spaltungen in der Kirche und engagiert in einer Vielzahl von Aktivitäten, Zeit finden konnte, in seiner Freizeit so viel zu schreiben. Seine Schriften gehen über einen Zeitraum von vierzig Jahren, von 1829, als er zum Priester geweiht wurde, bis 1869, als er schwach und krank wurde.
Aber er veröffentlichte nichts selbst, mit Ausnahme der liturgischen Texte. Er wollte den kommenden Generationen eine genaue Darstellung hinterlassen, eine Beschreibung seiner spirituellen und mystischen Reise als Leitlinie für seine geistigen Kinder geben, das, was er in diesen kritischen Jahren sah, hörte und erlebte.

Die "Karmeliter der Unbefleckten Jungfrau Maria" (CMI) sind der erste einheimische Orden in Indien, wo der Apostel Thomas das Evangelium verkündete. Die Gründer hatten die Vision, eine notwendige und herausfordernde geistige Führung und Förderung von Einheit und Wachstum in der Kirche Keralas anzubieten.

Der Orden hat eine Geschichte von über 180 Jahren mit vielfältigen Apostolaten in der Seelsorge, in missionarischen, pädagogischen, sozialen, karitativen Bereichen sowie im Druck- und Verlagswesen. Seine Mitglieder sind auch in religiös-kulturellen Aktivitäten, im interreligiösen Dialog und in der Beratung engagiert. Von Anfang an hat der Orden das soziale Apostolat als einen der wichtigsten Dienste durchgeführt und gründete viele wohltätige Institutionen. Es war der Selige Elias Chavara, der die erste karitative Einrichtung im Jahr 1869 in der Kirche Keralas begann. Heute betreibt der Orden 12 Krankenhäuser, 36 Krankenstationen, 12 Einrichtungen für Behinderte, 20 Kinderheime, 7 Seniorenheime und etwa 50 soziale Servicezentren.

In 1962 wurde ‚Chanda’, die erste Missionsdiözese der Syromalabarischen Kirche in Nordindien, dem von Elias Chavara gegründeten Karmeliterorden anvertraut.Nach dem Konzil kamen noch fünf weitere Missionsbistümer dazu. In dieser Zeit haben mehrere Ordensmitbrüder bereit erklärt, an der Verkündigung des Evangeliums in mehreren Ländern, auch in Deutschland, teilzunehmen.

Derzeit hat der Orden etwa 3000 Mitglieder, darunter 7 Bischöfe, 1556 Priester, 2 Diakone, 38 Brüder und 1400 Studenten in Priester- und Ordensausbildung. 700 Priester sind außerhalb Keralas tätig. Über 300 Priester davon sind in pastoralen Diensten in 27 Ländern auf der ganzen Welt eingesetzt.

In Deutschland
In der Nachkonzilszeit haben mehrere Ordensmitbrüder sich bereit erklärt, an der Verkündigung des Evangeliums in mehreren Ländern, auch in Deutschland, teilzunehmen. In Deutschland sind über 120 Priester in der Seelsorge in verschiedenen Bistümern tätig.

Der Einladung des Erzbistums Köln folgend, kammen am 07.07 1975 P. Joseph Thondipura CMI, und ein Monat später P. John Peter CMI nach Deutschland. Sie arbeitetn als Seelsorger in der Pfarrei St. Remigius in Königswinter. Erzbischof Josef Kardinal Höffner, der die Bedeutung und die Zukunfschance der Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft erkannt hatte, holte (zwei Jahre später) weitere Patres (Geo Mangara und Joseph Vattathara) in sein Bistum und übertrug der Gemeinschaft die Verantwortung zunächst für die Pfarrei St.Michael in Niederdollendorf. Im Jahr 1981 übernahm P. Jacob Thanniyil die Verantwortung für die Pfarrei St. Servatius Bonn-Friesdorf. In Friesdorf wurde die erste Niederlassung der Ordensgemeinschaft der malabrischschen Karmeliter in Deutschland gegründet.

Zur Zeit sind im Erzbistum Köln 27 Karmeliterpatres und zahlreiche Ordensschwestern aus mehreren Orden in verschiedenen Bereichen im Dienst an den Menschen tätig. Der Einsatz der Priester und Ordensleute von anderen Ländern ist nicht als Notlösung wegen des Priestermangels oder „Lückenfüllung“ zu sehen, sondern als Bereitschaft, sich für eine gegenseitige Bereicherung der Kirche im Dienst für Gott und an den Menschen in sehr unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Haltungen zu öffnen.

Papst Franziskus hat am 12. Juni 2014 angekündigt, dass der Selige Chavara, der Gründer der beiden Karmeliter-Orden für Männer und für Frauen, zusammen mit der Seligen Euphrasia vom Frauenorden, den er gründete, am Christkönigssonntag, 23. November 2014 ‚Heilig’ gesprochen wird. Wir sagen Gott Dank dafür, dass er Pater Chavara als unseren Ordensgründer, unser Vorbild und uns zur Inspiration gegeben hat.

Zur Danksagung der Heiligsprechung Von Selige Kuriakos Elias Chavara und Selige Euphrasia feiern wir am 30. November 2014 um 15:00 Uhr im Kölner Dom ein Pontifikalamt mit Herrn Weihbischof Ansgar Puff. Dazu sind Sie alle ganz herzlich eingeladen.

P. Joby Kunnath CMI

 

Heilige Euphrasia des Herz Jesu (1877 – 1952)

Schwester des Ordens der Mutter von Carmel- Congregation of the Mother of Carmel (CMC)

Rose Eluvathingal, Tochter von Anthony und Kunjethy von Eluvathingal Cherpukaran, wurde am 17. Oktober 1877 in dem indischen Dorf von Kattoor, im Bistum von Trichur geboren.

Die tiefe Gottesfurcht und Hingabe ihrer Mutter für die Jungfrau Maria, Mutter Gottes, hatten schon seit ihrer Kindheit einen starken Einfluss auf die kleine Rose. Während ihrer nächsten Lebensjahre begann Rose damit, sich von weltlichen Besitztümern und Vergnügungen zu lösen und entwickelte stattdessen großes Interesse an geistlichen/religiösen Angelegenheiten. Dies wurde weiterhin gefestigt, als dem jungen Mädchen im Alter von 9 Jahren die Mutter Gottes erschien, wonach Rose sich völlig dem Herrn verschrieb.

Ihr Vater begleitete sie selbst zum Konvent der Ordensgemeinschaft der Mutter von Carmel nach Koonammavu, dem ersten heimischen Frauenorden der Syro-malabarischen Kirche, welcher von dem Heiligen Kuriakose Elias Chavara gegründet worden war.

Doch trotz ihrem Verlangen, ein Ordensmitglied zu werden, wurde Rose oft von diversen Krankheiten beeinträchtigt, die ihr schwer zusetzten. Während einer besonders schmerzhaften Krankheitsphase waren die Schwestern des Ordens entschlossen das Mädchen nach Hause zu schicken. Als jedoch dieses durch eine Erscheinung der Heiligen Familie eine wundersame Heilung erfuhr, wurde ihr erlaubt weiterhin Gottes Ruf zu folgen.

Am 10. Mai 1897 wurde Rose zur Postulantin, nahm als solche den Namen Euphrasia des Herz Jesu an, und erhielt am 10 Januar 1898 schließlich die Ordenstracht von Carmel (CMC).

Sie praktizierte Tugenden der Demut, Wohltätigkeit und des Verzichts und wuchs in ihrer Heiligkeit mit der Hilfe der heiligen Jungfrau Maria. Für die Zeiten der schrecklichen Krankheiten und Proben ihres Glaubens wurde sie mit geistlichen Freuden entlohnt.

Am 24 Mai 1900 legte Schwester Euphrasia ihr ewiges Gelübde ab. Obwohl Schwester Euphrasia ein ruhiges Leben bevorzugt hatte, wurde sie auserwählt, um fortan Vorsteherin des Klosters der heiligen Maria in Ollur zu sein.

Für nahezu 48 Jahre war das Kloster der heiligen Maria Mutter Euphrasias Heimat. Angesichts ihres Lebens, ausgefüllt durch Gebet und Heiligkeit, begannen die Leute sie die „Betende Mutter“ zu nennen, und ihre Schwestern bezeichneten sie als „mobiles Tabernakel“, denn die göttliche Präsenz, die sie stets in sich trug, bestrahlte und beschien alle, die ihr begegneten.

Mutter Euphrasia verbrachte einen großen Teil ihrer Tage im Kloster in der Kapelle vor dem Allerheiligsten, und sie nährte in dieser Zeit ihre Liebe und Hingabe für die Heilige Jungfrau Maria. Als Resultat war sie selbstverständlich auch Apostelin der Eucharistie des Rosenkranzes.

Mutter Euphrasia besaß einen profunden Sinn für die Kirche und erlebte deren Probleme während ihrer Zeit persönlich. Sie bot stets den Übertritt für Schismatiker an und erwartete von den Kindern, für diese zu beten.

Mutter Euphrasia bot ihr Leben der Liebe Gottes dar. Sie ergab sich seinem Willen und übertrat mit ihrem Tod am 29 August 1952 in die himmlische Umarmung.

Papst Johannes Paul II erklärte die Dienerin Gottes 2002 als ehrwürdig. Am Sonntag, den 3. Dezember 2006, wurde Euphrasia zur fünften Seligen von Kerala, Indien, und zur sechsten der gesamten indischen Nation erklärt.

Zudem wird sie am 23 November 2014 von Papst Franziskus selig gesprochen werden.

Der Orden der Mutter von Carmel, zu dem St Euphrasia gehörte, hat über 6500 Mitglieder, die sich in verschiedenen Ländern engagieren. Sie dienen unserer Kirche hauptsächlich durch ihre Arbeit in bildenden Institutionen, Krankenhäusern, Sozialarbeitszentren und dergleichen. Sie dienen der deutschen Kirche und den Gläubigen durch den Dienst in Altenheimen und Krankenhäusern.

 

Pater Joby Kunnath CMI

 

 

 
 
Seitenanfang
 
 
 
 
 
 

 

 

Empfehlen Sie unsere Seite weiter
     

 

Erzbistum Köln, Internationale katholische Seelsorge • Bischofsvikar Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp

Marzellenstraße 32, 50668 Köln

Tel.: 0221-1642-1278 • Fax: 0221-1642-1765 • E-Mail

Rechtliches: Impressum | Datenschutz

Links: Erzbistum Köln | Kölner Dom | Deutsche Bischofskonferenz | Vatikan